20.12.25 – von Ellen Gause –

Sehr geehrte Bürgermeisterin, sehr geehrter Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren,

auch dieses Jahr bedanken wir uns herzlich für die gute Zusammenarbeit – insbesondere bei unserer Verwaltung, die trotz knapper Ressourcen viel möglich gemacht hat. Zu Beginn bitte ich sie, einen Blick auf die ausgeteilte Graphik zu werfen: Suchen Sie den Punkt, an dem Sie geboren sind. Welche Entwicklung sehen Sie bis heute? Und wie sieht die Entwicklung im Vergleich zur Lebenszeit Ihrer Kinder aus? Ganz Mutige schauen auch auf den zukünftigen Trend, mit dem unserer Enkelkinder werden leben müssen.

Allein die Temperaturkurve zeigt: Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen.
Stellen Sie sich jetzt bitte eine Pyramide vor:

Das Fundament bilden Insekten und Mikroorganismen – die Basis allen Lebens. In Niedersachsen (genauso wie überall auf der Welt) sind davon nur noch 24 Prozent übrig. Den Rest haben wir vernichtet und bis jetzt ist dieser Trend nicht gestoppt.
Es dürfte jedem einleuchten, dass der verheerende Rückgang der Insektenmasse an der Basis ein unerbittliches Sterben in den oberen Stockwerken der Pyramide auslöst. Klimawandel und Artensterben bedrohen unsere Lebensgrundlage – Wetter, Wasser, Boden, Luft.

Ökosystemleistungen auf die wir angewiesen sind und die wir für selbstverständlich hielten sind nicht mehr verlässlich.

Nehmen wir das ernst?

Die nüchterne Wahrheit: Wir haben nicht einmal alle gesetzlich geforderten Auflagen erfüllt. Und  wo wir handeln, sind nicht alle Beteiligten im Boot – oft geht es um Profit statt um den Schutz unserer Lebensgrundlage. Ein Fehler im System!

Jetzt kommt die finanzielle Situation dazu: Kreisweit, landesweit und bundesweit – die Haushaltslage ist angespannt. Die Investitionsrückstände der Kommunen sprechen eine klare Sprache.

Frage: ist Wachstum, das Lebensräume zerstört auch weiterhin die richtige Strategie?

Die Klimafolgekosten sind schon jetzt enorm:

Seit der Jahrtausendwende haben Katastrophen infolge der Klimakrise Schäden von 18 Billionen US-Dollar verursacht.

Die Extremwetter im Sommer 2025 kosten die EU rund 126 Milliarden Euro.

In den vergangenen 20 Jahren sind allein in Deutschland Schäden von weit über 100 Milliarden Euro entstanden.

Der Klimawandel hat bereits jetzt Auswirkungen auf Wasserqualität-und Verfügbarkeit, auf landwirtschaftliche Produktivität und die nachhaltige Bewirtschaftung von Trinkwasservorkommen. Auf das Insektensterben und damit auf ein dramatisches Artensterben und umgekehrt.

Die Kosten durch das Insektensterben werden zurzeit für Europa auf 24 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Die Ernährungsunsicherheit wächst dramatisch.

Wir müssen uns fragen: wollen wir sehenden Auges dafür sorgen, dass die Herausforderungen immer größer werden?

Oder erkennen wir an, dass der eingeschlagene Weg in den Abgrund führt – ökologisch und ökonomisch?

Was heißt das für uns hier vor Ort?

Wir können die globalen Probleme nicht allein lösen, aber wir können lokal Verantwortung übernehmen und wichtige Diskussionen anstoßen.

Hitze und Starkregen werden zunehmen, also müssen wir unsere Ortschaften widerstandsfähiger machen – durch mehr Grünflächen, Entsiegelung, kluge Wasserführung und Schutz vor Überflutungen.

Wir müssen die Anpassung finanzieren, was uns fordern wird. Aber Nichtstun wird allerdings wesentlich teurer. Aus dem Sondervermögen des Bundes brauchen die Kommunen dringend Geld für die anstehenden Maßnahmen. Allein werden wir das nicht finanzieren können.

Positiv sind aus unserer Sicht die weitere Sanierung der Kita und Grundschule Benefeld, die Sportstätte Eckernworth, eine hervorragende Feuerwehrinfrastruktur - das sind Investitionen in Sicherheit und Lebensqualität.

Als Gruppe Grüne / Linke wollen wir nicht wegschauen. Wir wollen den Mut haben, neue Wege zu gehen – für unsere Kinder und Enkel, die uns sonst fragen werden, warum wir ignoriert haben, was nicht mehr zu übersehen ist.

Dem Haushalt 2026 stimmen wir zu.

Vielen Dank und schöne Feiertage