Pragmatischer "Fundi" und Pfadfinder

Der Walsroder Holger Stolz kandidiert für die Grünen bei der Landtagswahl und sieht sich nicht als „Zählkandidat“

25.06.17 –

 

Der Walsroder Holger Stolz kandidiert für die Grünen bei der Landtagswahl und sieht sich nicht als „Zählkandidat“

Rolf Hillmann

WALSRODE. Langsam, aber stetig komplettiert sich das Personaltableau der Parteien für die Landtagswahlen im Januar: Nach CDU, SPD und FDP schicken nun auch die Grünen eine Kandidatin bzw. einen Kandidaten ins Rennen, der im Heidekreis alles andere als ein Unbekannter ist: Mit dem 46-jährigen Holger Stolz will ein Mann die landespolitische Bühne betreten, der – genauso wie seine Kontrahenten Pieper (CDU), Zinke (SPD) und Kühne (FDP – bereits auf kommunaler und Kreisebene einige politische Ämter und Erfolge vorweisen kann.

Der Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe macht seit 25 Jahren Kommunalpolitik, war bereits stellvertretender Walsroder Bürgermeister und stellvertretender Landrat, gehört in der dritten Periode dem Kreistag an und galt in der letzten Kreistagsperiode als Architekt der schwarz-grünen Mehrheit.

Dass Stolz seine Position als Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe bereit wäre aufzugeben, sei keine „Abkehr von der Lebenshilfe“, sondern eher eine konsequente Fortsetzung seiner Arbeit. Dabei handele es sich auch nicht um eine reine Zählkandidatur, da die Aussicht, den Wahlkreis direkt zu gewinnen eher gering sei, sondern „das ist eine grundsätzliche Entscheidung, eine Kandidatur mit sehr viel Ernsthaftigkeit“. Folglich rechnet sich der Walsroder also Chancen auf einen guten Listenplatz aus? „Beim Listenparteiplatz wird es sicherlich ein Gerangel geben, aber ich rechne mir eine realistische Chance aus.“ Ob er zum Zuge komme, hänge von vielen Faktoren ab, „aber letztlich ist es auch eine Frage des Moments und welche Themen man bedient“. In jedem Fall werde er einen engagierten Wahlkampf führen, egal auf welchem Listenplatz.

Als Neuling auf einen Listenplatz zu setzen, ist allerdings etwas optimistisch. Bei der vergangenen Landtagswahl kamen die Grünen auf 14 Prozent, die ihnen 20 Abgeordnete einbrachten. Mit einem ähnlich guten Abschneiden darf mit Blick auf den Bundestrend derzeit nicht gerechnet werden. Und da vermutlich alle grünen Mandate über die Liste vergeben werden, und nur ganz wenige Kandidaten ihren Wahlkreis direkt gewinnen, bedeutet das in der Tat beim Landesparteitag im August in Göttingen ein ziemliches Gerangel um die Plätze.„Wenn ich nicht in den Landtag komme, habe ich keinen existenziellen Druck, sondern einen tollen Beruf und Arbeitsplatz in Hannover.“ Im Falle einer Wahl lasse er sich beurlauben.

Die Kandidatur nicht von Stolz, sondern die Tatsache, dass die Grünen im Südheidekreis einen eigenen Direktkandidaten aufstellen, wirft aber dennoch Fragen auf. Denn schließlich hieß es nach der letzten Landtagswahl seitens SPD und Grünen, als Dr. Hans-Peter Ludewig mit seinem Erststimmenergebnis ganz deutlich in dem Teich des damaligen SPD-Kandidaten Michael Lebid fischte, dass man beim nächsten Mal dem SPD-Kandidaten nicht die Tour vermasseln wolle. „Es war ein längerer Bewusstwerdungsprozess“, erklärt der damalige Kandidat und heutige Kreisvorsitzende, Dr. Ludewig. „Damals dachten wir, es gehe nur um Inhalte. Heute wissen wir, dass die Wähler auch Gesichter und Personen wählen.“ Im Hinblick auf die Zweitstimme müsse die Partei also Präsenz zeigen. SPD-Direktkandidat Sebastian Zinke, wie Stolz, aber auch Gudrun Pieper (CDU) und Tanja Kühne (FDP) Kreistagsabgeordneter, wird diese Nachricht nicht gerne gehört haben.

Auf einem Strahl zwischen „Realo“ und „Fundi“ will sich Stolz selbst nirgendwo eintragen. „Ich stehe stark für grüne Werte“, sagt er, „aber ich suche immer das Gespräch“, ein pragmatischer „Fundi“ also? Mit einem Lachen verweist er auf die schwarzgrüne Kreistagsmehrheit in der ver-gangenen Wahlperiode – also doch eher ein werteorientierter „Realo“?

Der gelernte Sparkassenkaufmann und studierte Heilpädagoge wollte ursprünglich einen anderen beruflichen Weg einschlagen, fand aber über den Zivildienst bei der Lebenshilfe in Walsrode zu seiner eigentlichen  Berufung, „ich habe gemerkt, dass das Arbeit mit sehr viel Sinnhaftigkeit ist“, erklärt er die Entscheidung im Rückblick. Holger Stolz kam über die Pfadfinderbewegung zur Politik. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

 

 

 

 

Quelle: Walsroder Zeitung vom 23.06.2017
Autor: Rolf Hillmann

Dieser Text ist mit freundlicher Genehmigung der Walsroder Zeitung hier verwendet, weshalb wir der Walsroder Zeitung an dieser Stelle ausdrücklich danken.

 

Kategorie

Demokratie | Landtagswahl