Ist der Wolf Freund oder Feind?

Leserbrief von Ellen Gause in der Walsroder Zeitung zum Thema Wolf und Landwirtschaft

07.05.17 –


 

Wohin geht die Reise in der Landwirtschaft und wer wird auf dieser Reise dabei sein?

Interessant, mit wie viel Energie und  Unverstand immer wieder die Aufmerksamkeit auf den falschen Gegner gelenkt wird. Den Wolf!

Wagen wir mal einen anderen Blick auf die Dinge: Der DBV (Deutscher Bauernverband) hat ermittelt, dass sich die Anzahl der Höfe seit dem zweiten Weltkrieg alle 20 Jahre halbiert hat. Die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft ist von ehemals 20 Prozent auf nicht mal mehr ein Prozent der Bevölkerung gesunken, Tendenz weiter sinkend. Der Wolf war die ganze Zeit über nicht im Land.

Die negativen Folgen der intensiven, konventionellen Landwirtschaft auf Wasser, Boden, Luft, der massive Rückgang der Arten sowohl bei Tieren als auch bei Pflanzen und die zunehmende Gefahr von Antibiotikaresistenzen durch den Einsatz von eben diesen in der Massentierhaltung und der anhaltende Zwang eines jeden Hofes zu wachsen, sind nicht die Folge der Wiederansiedlung des Wolfes. All diese Fakten haben zu der Erkenntnis geführt, dass wir dringend etwas tun müssen um die Biodiverstiät, das Zusammenspiel aller natürlichen Faktoren, zu revitalisieren. Nicht zum Spaß, sondern weil wir sonst unsere Lebensgrundlage verlieren.

Der Wolf, bzw. die ins Ökosystem gehörenden großen Prädatoren spielen dabei eine zentrale Rolle.

Weshalb man nicht gleich alle Beteiligten ins Boot geholt hat, eine ordentliche Finanzierung zum Herdenschutz gesichert und die Bevölkerung fachlich korrekt auf den Wolf vorbereitet hat, kann ich nur vermuten.

Sicher ist aber, dass er den höchstmöglichen Schutzstatus genießt und von einer wesentlich größeren Gemeinschaft begrüßt wird als die Landwirte jemals mobilisieren könnten.

Zum wiederholten Mal sind jetzt die Aussagen aus der Spitze der Agrarlobby gekommen, dass die konventionelle Landwirtschaft vor dem Aus steht, weil mit den alten Methoden keine weiteren Gewinne mehr zu erzielen sind. Das es also ganz andere Produktionsweisen geben muss, um den Boden nicht weiter zu zerstören und um die Herausforderungen,  die eine Klimaerwärmung bringt, bewältigen zu können. Die Bedeutung von Umweltschutz zum Erhalt unserer Lebensgrundlage ist Allgemeingut geworden. Die großen der Branche werden sich zusammensetzen, an den Gesetzgeber herantreten und neue Produktionsbedingungen festlegen.

Wenn die kleineren Höfe dabei nicht auf der Strecke bleiben wollen, wenn Landwirtschaft nicht nur als Nahrungsmittelproduktion dienen soll, sondern auch als Lebensinhalt für Menschen, die darin ihre Berufung sehen, erhalten bleiben soll, dann wird ihnen das nur im Schulterschluss mit den Umweltschützern gelingen. Dem Verbraucher ist es nämlich egal, wer ihre Milch oder ihr Gemüse produziert. Das wir viel zu viele Tiere halten und sich dadurch viele Probleme massiv verstärken ist kein Geheimnis mehr, sondern der Grund für viele Forschungsprojekte. Auf unterschiedlichen Wegen werden Fleischersatzprodukte entwickelt und sie werden den Druck gerade auf die Bauern, die jetzt glauben mit der erneuten Ausrottung des Wolfes sei ihnen geholfen, massiv erhöhen.

Deshalb, liebe Landwirte schmiedet doch nicht schon wieder die falschen Allianzen und fragt euch lieber, wer denn überhaupt ein Interesse an eurer Existenz haben sollte. Wenn ihr in der Vergangenheit den richtigen vertraut habt, dann müssen die fundamentale Fehler gemacht haben, sonst hätten wir kein Höfesterben.

 

Ellen Gause

Sprecherin

BÜNDNIS/90 DIE GRÜNEN

Kreisverband Heidekreis

Kategorie

Landwirtschaft | Umweltschutz

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