Ellen Gause ist die Direktkandidatin der Grünen zur Bundestagswahl

Grüne sprechen sich bei Kreisverbandsversammlung für Walsroderin und gegen Mitbewerberin aus Kreis Rotenburg aus. SCHNEVERDINGEN (hbh). Ellen Gause aus Walsrode tritt bei der Wahl zum Bundestag als Direktkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen an. Bei der Versammlung der Kreisverbände Heidekreis und Rotenburg erhielt sie 27 der 41 Stimmen der anwesenden Mitglieder.

26.03.17 –

Grüne sprechen sich bei Kreisverbandsversammlung für Walsroderin und gegen Mitbewerberin aus Kreis Rotenburg aus.
SCHNEVERDINGEN (hbh). Ellen Gause aus Walsrode tritt bei der Wahl zum Bundestag als Direktkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen an. Bei der Versammlung der Kreisverbände Heidekreis und Rotenburg erhielt sie 27 der 41 Stimmen der anwesenden Mitglieder.

Mit ihrer auf zehn Minuten begrenzten Vorstellung überzeugte sie mit ihrem Appell, den Wählern begreiflich zu machen, dass das menschliche Verhalten das Klima beeinflusse und der Umwelt schade. „Wir müssen ihnen zeigen, dass sie vom Klima- und Umweltschutz profitieren“, beschwor die Sprecherin der Heidekreis-Grünen die Versammlung im Alten Krug in Schneverdingen. Sie forderte den Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl, die Abschaltung der Atommeiler, warnte vor der weiteren Verwendung von Glyphosat ,Antibiotika im Fleisch und dem riesigen Verbrauch von Wasser. „Das Finanzsystem ist nicht mehr haltbar“, meinte die Grünen- Politikerin. Sie befürchtete ein baldiges Platzen der Finanzblase und als Folge eine sozial gespaltene Gesellschaft.

Sie wolle die brennenden Themen vor Ort erfragen, mit anderen Parteien um Lösungen kämpfen und die Kompetenzen der Grünen einbringen. Ihre Mitbewerberin um die Nominierung als Direktkandidatin aus dem Landkreis Rotenburg, Birgit Brennecke, hatte zuvor die „urgrünen Themen“ in der Gesellschaft an erste Stelle rücken wollen. Sie fühlte sich von der Politik allein gelassen im Kampf gegen die Gefahren durch Ölbohrungen, Fracking, Radioaktivität und Glyphosat. Sie habe keine Angst davor, eine Wahl zu verlieren, aber Angst vor Politikern, die davor Angst hätten. Um noch in 20 oder 30 Jahren eine lebenswerte Gesellschaft zu haben, müsse alles verändert werden.

Bundestagsabgeordneter Sven-Christian Kindler sah in den Entwicklungen in Großbritannien mit dem Brexit, dem „Sexisten und Rassisten Donald Trump“ in den USA und Autokratiebestrebungen in Polen und der Türkei Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Gefahr. 2016 habe gezeigt, dass Europa nur dann zu verteidigen sei, wenn erkannt werde, dass Freiheit, Frieden, offene Grenzen und Wohlstand nicht selbstverständlich sind.

Er sage „Ja“ zu Europa, aber auch zu notwendigen Veränderungen. Finanzkrisen dürften nicht auf dem Rücken der Jugend und der Armen ausgetragen werden. Er wolle „kein Europa der marktkonformen Demokratien“. Kindler sah die Zukunft ökologisch mit Agrarwandel, Energie- und Verkehrswende. Verbraucherschutz und die Erkenntnis, dass Tiere auch ein Leben vor dem Schlachten haben, müssten zu anderen Produktionsbedingungen führen.

Die Menschen müssten beim wirtschaftlich machbaren Strukturwandel - weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien – mitgenommen werden. Die Verkehrsmenge lasse sich nur durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vermindern. Er setze sich auch dafür ein, dass ab 2030 keine Zulassungen von Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren mehr erfolgen. Der Bundestagsabgeordnete sah außerdem ein Ende der „obszönen Managergehälter“ und forderte auf, die weltoffene Gesellschaft zu verteidigen. Bei den notwendigen Nachwahlen zum Kreisvorstand wurden Gabi Kutsche und Markus Neuefeind als Beisitzer gewählt. 

Quelle: Walsroder Zeitung vom 16.März 2017
Autor: Hans Bernd Henning

Dieser Text ist mit freundlicher Genehmigung der Walsroder Zeitung hier verwendet, weshalb wir der Walsroder Zeitung an dieser Stelle ausdrücklich danken.

Der Kreisverband Heidekreis gratuliert Ellen Gause zu ihrer Direktkandidatur ganz herzlich und freut sich riesig darüber, dass Ellen die Wahl gewonnen hat!


Rede von Ellen Gause zur Direktkandidatur zur Bundestagswahl am 14.03.17

Ich bin Ellen Gause, verheiratet, 3 Kinder, Landschaftsgärtnerin. Für die GRÜNEN bin ich als Fraktions- und OV Sprecherin in Walsrode und als KV-Sprecherin im Heidekreis tätig.

Wir GRÜNEN sind die einzige Partei, deren Mitglieder mehrheitlich begriffen haben, dass unsere Lebensgrundlage durch menschliches Handeln bedroht ist. Ich will nicht nur selbst gut leben können, sondern wünsche mir das auch für unsere Kinder und deren Kinder. Daher kämpfe ich dafür, dass die Weichen für die Zukunft richtig gestellt werden. Wenn es uns gelingt, ein derartiges Bewusstsein bei möglichst vielen Menschen zu wecken, werden die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gezwungen, vernünftig zu handeln.

Klima- und Umweltschutz müssen mehrheitsfähig werden und bleiben. Den Bemühungen, diese Verbesserungen zu reduzieren, werde ich mich klar entgegenstemmen. Erfolgreich kann dies aber nur werden, wenn wir den Menschen zeigen, dass auch sie davon profitieren. Mit erhobenem Zeigefinger oder Verboten funktioniert das nicht.

Wenn heute schon zu Gunsten der Gewinnmaximierung einiger globaler Konzerne zwei Drittel der für die Landwirtschaft zur Verfügung stehenden Böden auf der Erde so ruiniert sind, dass der Ertrag auch bei steigendem Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden oder Genpflanzen rückgängig ist, finde ich es höchste Zeit umzusteuern. Natürlich sind auch Blühstreifen wichtig, aber die Lage ist viel ernster.
Es ärgert mich, dass im Zusammenhang mit Glyphosat fast ausschließlich über mögliche Krebsgefahren gesprochen wird, aber nicht über die erhöhte Rate von Fehlgeburten und Missbildungen bei Kindern und Tieren und auch nicht über den Zusammenhang mit Botulismus in Rinderherden. Glyphosat lässt sich mittlerweile selbst bei Menschen nachweisen, die nichts mit Landwirtschaft zu tun haben. Die ursprüngliche Annahme, es würde sich nicht im Boden anreichern, ist widerlegt. In den USA gibt es riesige Flächen, auf denen nichts mehr wächst, weil das Bodenleben so ruiniert ist, dass die Wurzeln der Pflanzen keine Nährstoffe mehr aufnehmen können. Andererseits entstehen auf den mit Glyphosat und den entsprechenden Genpflanzen bestellten Flächen immer mehr multiresistente Unkräuter. Um neue Mittel zu deren Bekämpfung zu entwickeln, braucht Monsanto nach eigener Aussage ca. 15 Jahre.

Gleichzeitig steigt der Druck auf die ausgelaugten Böden auch bei uns durch den menschengemachten Klimawandel mit immer heißeren Perioden im Sommer, mit Starkregen und längeren Trockenperioden und vor allem auch mit der Ausbringung von viel zu viel Gülle. Das macht besonders deutlich, wie kritisch wir den übergroßen Tierbestand sehen müssen. 60 Prozent der Ackerflächen werden heute nur für die Produktion für Tierfutter benötigt. Die intensive Nutztierhaltung beschleunigt nicht nur den Klimawandel. Das Leid der Tiere sollten weder sie noch wir ertragen müssen, und wir müssen ganz dringend den Antibiotikaeinsatz in der Tierzucht weiter eindämmen. Was ist uns lieber: Billiges Fleisch oder wirksame Antibiotika zur Behandlung des Menschen? Sollen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger wieder an mit Antibiotika heilbaren Krankheiten sterben müssen, nur damit wir heute billig Fleisch produzieren können? Das ist meiner Meinung nach genauso falsch wie der viel zu hohe Wasserverbrauch und die Zerstörung der heimischen Landwirtschaft, vor allem in Afrika, weil wir dorthin mit EU-Hilfe unsere Fleischüberproduktion billig verramschen.

Die von der Bundesregierung versprochenen Klimaziele erreichen wir nur mit einem möglichst schnellen Ausstieg aus Kohle, Gas und Erdöl. Die erneuerbaren Energieträger müssen dringend weiter ausgebaut und nicht gebremst werden. Ein schneller Atomausstieg ist unverzichtbar, schließlich wollen wir die folgenden Generationen nicht mit der Sorge um den strahlenden Müll belasten, bzw. sie damit gefährden. Es gibt also sehr gute Gründe, die Atommeiler sofort abzuschalten. Dafür will ich mich einbringen.

Leider müssen wir auch über Geld reden. Geld regiert die Welt, und wir müssen begreifen, dass das weltbeherrschende Finanzsystem nicht mehr zur realen Situation passt. Weltweit ist die Investitionstätigkeit der Unternehmer schwach, die Auswüchse der Einkommensverteilung zerstören den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gefährden die Demokratie auch bei uns. Ohne die Niedrigzinspolitik, Deutschlands Lohndumping und unsere Europa-gefährdenden Handelsbilanzüberschüsse wäre das Versagen der Regierung deutlicher sichtbar. Einen Grund, sich entspannt zurück zu lehnen, gibt es jedenfalls nicht, wenn sich über der realen Wirtschaft ähnlich wie 2008 eine neue gigantische Finanzblase aufbläht.

Wir wissen alle, dass sämtliche Entscheidungen im privaten Bereich, in der Wirtschaft und auch in der Politik vor dem Hintergrund der Finanzierbarkeit getroffen werden. Es reicht daher nicht, nur Forderungen zu stellen, sondern wir müssen unsere Mitbewerber in eine Diskussion zwingen, die ihre Kurzsichtigkeit sichtbar macht, wenn sie versuchen mit netten Versprechen zu punkten. Wir müssen zeigen, dass jedes Versäumnis im Umweltschutz uns alle im doppelten Sinn teuer zu stehen kommt und das Ländergrenzen die Folgen nicht stoppen können.

Wir müssen aber auch wieder bereit sein, mit den anderen im positiven Sinn zu streiten und unsere eigenen Standpunkte zu hinterfragen. Hierzu gehört auch die gerade beginnende Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen. Kann man die Abwärtsspirale des Realeinkommens von immer mehr Menschen stoppen und damit die Binnennachfrage beleben, wenn man für ein dauerhaft gesichertes Grundeinkommen ohne die Verpflichtung zur Arbeit sorgt? Ein bestechender Gedanke, aber kann ein Staat mit geringerem Einkommen und höheren Ausgaben dann noch etwas verteilen, ohne auf Pump zu leben? Müssen wir also weiter alle ständig nach Wachstum schreien? Was gilt für eine eigentlich gut versorgte Gesellschaft, die langsam überaltert und auch noch schrumpft? In der es auch wegen der Globalisierung und Digitalisierung immer weniger Jobs gibt. Die Uni Oxford hat gerade berechnet, dass in den nächsten 15 Jahren in den USA 47 % der Jobs und in Deutschland 59 % der Jobs verloren gehen. Gleichzeitig verschieben sich die Vermögensverhältnisse. Auch wenn das sehr pessimistisch klingt, so denke ich schon, dass wir uns auf solche Situationen vorbereiten müssen. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung besitzt in Deutschland gerade einmal 2,5 % des Vermögens, während das eine, reichste Prozent ein Drittel des gesamten Privatvermögens besitzt. Der Kapitalismus in seiner jetzigen Form funktioniert nur, wenn es ständig Wachstum gibt. Er ist Spekulation auf Kredit, aber die Reallöhne stagnieren, Jobs werden wegrationalisiert, Sozialleistungen werden gekürzt, Schwimmbäder und Krankenhäuser geschlossen, Straßen und Schulen gammeln vor sich hin. Es entstehen Gesellschaften mit immer größerer sozialer Spaltung, und sie driften zunehmend nach rechts. Es wird mehr in Militär und Polizei investiert, was die finanzielle Situation nicht verbessert und steigende Spannungen nur unterdrücken aber nicht abbauen kann. Wer die zu diesen Fragen notwendigen Analysen scheut, wird die Demokratie nicht gegen diejenigen verteidigen können, die die Unzufriedenen und Wütenden zu ihren Gunsten mobilisieren.

Wir Grüne könnten endlich mal wieder Pionierarbeit leisten und dieses strukturelle Dilemma in der politischen Debatte deutlich machen, damit gerade in unserem ländlichen Umfeld die verbliebenen Höfe nicht auch noch sterben und die Gesellschaft darüber nachdenken kann, wie zukunftsfähige Strukturen aussehen könnten. Kann ein Mehr an Vielfalt von gesellschaftlichen Modellen nicht ebenso stabilisierend wirken, wie eine stabile Biodiversität die ökologischen Systeme schützen kann?
Ihr seht, es stehen uns turbulente Zeiten bevor. Ich könnte zu den einzelnen Punkten noch viel mehr sagen. Aber heute soll das Gesagte reichen. Es geht hier darum, dass Ihr von mir einen Eindruck bekommt und Euch überlegt, ob wir gemeinsam mit mir als Kandidatin in den Bundestagswahlkampf ziehen.

Ich bitte Euch um Euer Vertrauen und danke für die Aufmerksamkeit.

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Bundestagswahl | Demokratie

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